Mit angezogener Handbremse

Manchmal fühlt es sich so an, dass die Handbremse in unserem Leben ständig angezogen ist. Etwas fehlt, etwas ist leer. Wir suchen nach mehr und einer großen Veränderung. Es muss direkt der Wohnort gewechselt werden, ein ganz neues Auto muss her, vom Fleischfresser werden wir zum Veganer und aus einer kleinen Singlewohnung im Studium wird ein eigenes Haus im Garten.
Wir wollen also immer direkt höher, schneller und weiter und dann werden wir uns sicherlich besser fühlen.

Aber machen es nicht vielleicht die kleinen Dinge des Lebens aus?

Dazu fällt mir eine kleine Anekdote aus meiner Bali-Reise ein:

Am Flughafen angekommen, suchen wir einen Fahrer, der uns zu unserer Unterkunft bringen könnte. Überall hört man nur: „Taxi? Taxi? Taxi?“ Zum Glück ist für uns alles geregelt und schon bald sehen wir im wüsten Gewühl einen netten kleinen Mann mit einem Schild, auf dem unsere Namen stehen. Schwitzend und stöhnend – wir sind noch im Winter-Klamotten-Modus bei ca. 35°C – folgen wir ihm zu seinem Auto. Abgekämpft und übermüdet stellen wir allerdings fest, dass ‘unser‘ Auto komplett zugeparkt ist. In Tetris-Manier stehen die Autos an-, neben- und wenn es gehen würde wohl auch übereinander. Genervt verlangsamen wir unseren Schritt. Das kann ja lange dauern. Etwas resigniert stellen wir unsere Rucksäcke ab und uns aufs Warten ein. Unser Fahrer packt sich jedoch zielstrebig unsere Taschen und verfrachtet sie ins Auto. ‘Na, dann sind die wenigstens schon mal drin‘ – denke ich gelassen. Aber es geht direkt weiter. Ohne zu zögern schiebt der Fahrer die anderen Autos einfach zur Seite. Niemand scheint eine Handbremse angezogen zu haben. So werden zwar neue Autos zugeparkt, aber es entsteht auch eine Lücke, die es zulässt, dass wir starten. Und das machen wir dann auch direkt.

Ein winziges Detail verhilft uns zur Abfahrt und schon verändert sich alles. Aus dem langen Warten wird eine zügige Abfahrt. Aus schlechter Laune wird gute. Es heißt: Hilfe zur Selbsthilfe. Lass einfach deine Handbremse locker und alles wird gut.

Wenn ich daran zurück denke, dann merke ich, dass daraus auch ein tolles Lebensmotto entstehen kann:

Lass deine Handbremse locker und du wirst deinen Weg gehen. Vor allem müssen es nicht immer die großen Veränderungen sein, die etwas bewirken.

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